Projekt: "Mobilfunk - ein Gesundheitsrisiko ?!"
in der Agnes-Bernauer-Schule, Augsburg, Realschule für Mädchen
Klasse 9c (99/2000) im Juli 2000 
 

Im Mai 2000 begannen die Schülerinnen der Klasse 9c im Rahmen des Physikunterrichts damit, sich mit diesem aktuellen (vielleicht besser gesagt: akuten) Umweltproblem zu beschäftigen. Auch unter den Schülerinnen sind einige, die zu diesem Zeitpunkt selbst schon ein Mobilfunktelefon besaßen und früher noch nie etwas über eine mögliche Gesundheitsschädigung durch Handys und DECT-Telefone erfahren hatten - bis sie sich im Physikunterricht mit ein paar physikalischen Grundlagen vertraut machen durften ...

Voller Eifer wurden wochenlang Materialien gesammelt, Internetseiten durchstöbert, Mobilfunksendeanlagen im Stadtbereich gesucht, Fotos geschossen und Leute interviewt. Anschließend musste das Ganze anschaulich auf Papier gebracht werden.
Was dann Ende Juli dabei herauskam, soll auf dieser Seite vorgestellt werden.

 

Hinweisschild 
auf das Projekt 
in der Agnes-Bernauer-Schule
 
Das Projektteam:
Die Klasse 9c vor ihrer Ausstellung
 

Gesundheit
Hier wurden zahlreiche Beobachtungen und Forschungsergebnisse zusammengefasst, aus denen klar ersichtlich wird, welche gesundheitlichen Schäden durch den digitalen Mobilfunk hervorgerufen oder begünstigt werden können:
Handys bzw. ihre Strahlen stehen im Verdacht, Hirntumore zu erzeugen, sie greifen Zellen an und verändern sie, heizen Körpergewebe auf, können zu Sterilität führen, trüben Augenlinsen, sorgen für Schlafstörungen, verringern die körpereigene Melatoninproduktion, verändern die Herzfrequenz und steigern den Blutdruck, bewirken Nervenstörungen, ...

 

Allgemeines
Neben ein paar weiteren Hinweisen auf Gesundheitsstörungen bzw. deren Beobachtung wurde hier kurz beschrieben, was allgemein unter dem Begriff "Elektrosmog" verstanden wird.
Es finden sich auch ein paar nette Zitate darunter. Was soll man denn von einer Aussage wie "elektromagnetische Felder können ja gar nicht so schlimm sein, weil sie nicht einmal mit dem Finger spürbar sind" von einem Professor (!) Hans Schäfer halten ?
Vernünftiger sind da schon die Aussagen von Professor David ("Ich finde es bedenklich, dass Grenzwerte von einer 'elektronischen Kommission' entwickelt werden, die aus 17 Mitgliedern besteht und davon 14 Elektrosmogverursacher sind, z.B. AEG, Badenwerk, Bundesbahn, Isar-Amper-Werke, Junkers, Philips, RWE und Siemens.") und dem baubiologischen Sachverständigen Wolfgang Maes ("Nach meiner Erfahrung reagieren mindestens ein Viertel der Menschen, die meisten freilich, ohne  es zu wissen, mehr oder minder heftig, auf den meist völlig unnötigen Elektrosmog ihrer Umgebung, speziell, wenn es um Schlafplatzbelastung geht."
Dass Studien Gefahren verharmlosen wird hier ebenso erwähnt wie die Unwahrheiten, die der unaufgeklärten Bevölkerung immer wieder aufgetischt werden.
Ganz besonders interessant sind auch die Grenzwerte, die in einigen Ländern gültig sind. Hier ein Auszug, da auf dem Bild nicht so viel erkennbar ist:
 
 
D1/D2-Netz
900 MHz gep.
E-plus/E2
1800 MHz gep.
Deutschland
450000
900000 
Italien
100
100 
China
400
400 
Russland
100
100 
(alle Werte in nW/cm²)
Selbst der Dümmste kann aus dieser Tabelle erkennen, dass man uns Deutschen das bis zu 9000-fache von dem zumutet, was in Ländern, die noch nicht einmal unbedingt als Vorbilder beim Umweltschutz gelten, maximal zulässig ist ...
 

 

Trotzdem findet man auf den Postern zur Auflockerung auch hin und wieder ein paar Witzchen in Cartoon-Form zum Thema ...
Sicherheitshinweise
haben sich hier nicht die Schülerinnen ausgedacht - sämtliche Vorsichtsmaßnahmen entstammen der Bedienungsanleitung eines Handyherstellers !!!
Beispiel aus einer Anleitung der Firma BOSCH.
Man fragt sich dabei doch wohl, ob Köpfe keine Körperteile sind ? ...
Und nun zu ein paar nachdenkenswerten Eigenleistungen der Schülerinnen:
Die Interviews in Handyläden und bei der Bevölkerung in der Augsburger Fußgängerzone

Die Fragen wurden von den Schülerinnen selber ausgedacht und dann auch gestellt. Dabei wurde sehr deutlich, dass diejenigen, die Ahnung haben sollten, weil sie beruflich täglich damit zu tun haben, im Grunde genausowenig wissen, wie die "Normalbevölkerung".
Erschreckend - vom rein wirtschaftlichen/finanziellen Standpunkt aus betrachtet aber auch versändlich - ist, wie Handyverkäufer alles verharmlosen:
Nach deren Aussagen sind nämlich keine Gesundheitsschäden bekannt und folglich beim Gebrauch auch zu erwarten. Kein einziger hielt es für nötig, auf eventuelle Gefahren hinzuweisen bzw. Tipps zum sinnvollen Einsatz der Geräte zu geben.

 
Beim Interview von Passanten in der Fußgängerzone wurde deutlich, dass die wenigsten jemals etwas über gesundheitliche Beeinträchtigungen durch den digitalen Mobilfunk erfahren hatten. Genau so sorglos waren die meisten Außerungen, die unsere Schülerinnen hören konnten - selbst wenn bereits unerklärliche Schlafstörungen vorhanden sind:
Manche waren aber regelrecht erstaunt, was ihnen die Schülerinnen so alles auftischten ...
Die Auswertung der Passanten-Interviews  bei ca. 100 Handybesitzer(innen):
Etwa ein Drittel "braucht" das Handy beruflich, zwei Drittel telefonieren nur privat mobil. Etwa ein Viertel gibt dafür sogar mehr als 100 DM pro Monat aus !
Ebenfalls ca. ein Viertel fühlte sich über Risiken aufgeklärt, nicht einmal 10 % haben bei sich selber gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit dem Handy erkannt, obwohl sogar etwa ein Drittel an mögliche Schädigungen glaubt !

Höchst aufschlussreich ist der Text, den die Schülerinnen über ihre Erlebnisse bei den Interviews verfasst haben:

 
 

Ein paar Zitate ganz anderer Art zierten einige kleine gelbe Blätter mitten in der Ausstellung:
Hier fand man Äußerungen aus der ganzen Welt - von hohen Politikern und hoch angesehenen Wissenschaftlern und Funktionären. Ein paar Beispiele:
"Weltgrößte Studie belegt: Handys schädigen Gesundheit" (Springer Auslandsdienst, 16.05.99)
"Wenn jemand mit dem Handy telefoniert, gehe ich mindestens 5 Meter weg." (Prof. Dr. Peter Semm, der jahrelang im Auftrag der Telekom geforscht hatte)
"Ich würde mein Kind nicht in einen Kindergarten schicken, wenn im Umkreis von 250 Metern eine Mobilfunksendeanlage steht." (Prof. Dr. Peter Semm)
"Handys stören das Gehirn" (Schlagzeile in "DIE WELT", 02.05.99)
"Niederfrequent gepulste Hochfrequenzstrahlung greift tief in biologische Prozesse ein. Sie schädigt das Immunsystem." (Prof. Ross Adey, Loma-Linda-University, California/USA)
"Die aufgeregte Diskussion über die Kernenergie dürfte in Relation zu dem, was uns die Mobilfunknetze noch bescheren werden, nur ein laues Lüftchen sein !" (W. Boetsch, ehem. Bundespostminister, bereits 1994 !)
"Ich kriege immer den richtigen Wissenschaftler mit den 'richtigen' Ergebnissen, wenn ich dafür bezahle." (Dr. T. Kinzelmann, Betriebsarzt Kernkraftwerk Neckarwestheim)
"Wer sich unter kontrollierten Bedingungen nur 10 Tage lang der Daueremission einer Mobilfunkstrahlung (unter Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte !) aussetzt, wird für diesen freiwilligen Einsatz mit 20000 DM belohnt, wenn während oder kurz nach der Exposition keine gesundheitliche Beeinträchtigung nachzuweisen ist." (Siegfried Zwerenz, Heilpraktiker und Baubiologe, Sprecher der "Bürgerwelle e.V.", Oktober 1999)

 

Zitate aus Zeitungsartikeln, die gerade im Juni/Juli veröffentlicht wurden. Wenn man die Hintergründe über die möglichen Gesundheitsrisiken kennt, findet man viel schneller einen Zusammenhang ...
Das war dann am 5. Juli ganz besonders toll: Ein Politiker, der meint, alle Schüler(innen) mit überflüssigen WAP-Handys beglücken zu müssen !!! 
Für alle, die den Namen auf dem Foto nicht deutliche genug erkennen können: Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) äußerte dies in Braunschweig

 

Unübersehbar in der Mitte der Ausstellung:
Fotos von Mobilfunksendemasten in Augsburg und Gersthofen.
Selbst die Schülerinnen hatten wenige Wochen vorher noch keine Ahnung, wie überhaupt Mobilfunksendemasten aussehen. Sie sahen sich dann ein paar Beispielbilder aus dem Internet an und zogen los. Plötzlich entdeckten sie überall die scheußlichen "Kissen". Auf vielen Hochhäusern wurden sie genauso fündig wie an (alten) Fabrikschornsteinen. Einzelne Sendeeinheiten erhielten sogar riesige eigene Türme.
Das Erschreckende: Auf Wohngebiete bzw. Wohnhäuser wurde beim Aufstellen keinerlei Rücksicht genommen. Wo viele Leute wohnen gerade in Hochhäusern, müssen dann eben so viele auch einfach mit der Strahlung leben - ob sie wollen oder nicht !

Hierzu passend:
Der mit Sicherheit erste Augsburger Stadtplan, auf dem Mobilfunksendemasten markiert sind !
Mit zahlreichen kleinen Fähnchen wurden sämtliche Mobilfunksendemasten mit ihren "Kissen" dargestellt, die die Schülerinnen in ganz Augsburg gesucht und gefunden haben. Alle wurden beauftragt, die Augen dafür genau offen zu halten. Jede(r) machte sich Notizen und die gesammelten Informationen wurden dann in einen Stadtplan übernommen. Höchst beeindruckend, vor allem, wenn man sich sicher sein kann, dass das sicher nur ein teil der tatsächlich vorhandenen Sendeeinheiten ist ...
(Von den künftig auf uns noch zukommenden ganz zu schweigen.)
Die Schülerinnen steckten mit Fähnchen die Stellen ab, an denen sie selber in stundenlangen Suchaktionen Sendemasten entdeckt haben.
Und wer glaubt, die Schülerinnen hätten von der dahinter steckenden Mobilfunktechnik keine Ahnung, wird eines besseren belehrt: Auch hierzu findet sich ein gut gestaltetes Poster !

 

Für viele vielleicht ein Riesenüberraschung:
Die digitalen "Schnurlosen" für Zuhause (nach dem "modernen" DECT/GAP-Standard) sind wahrscheinlich noch gefährlicher als die Handys selber: Man bekommt einen kleinen Mobilfunksendemasten, der Tag und Nacht sendet - auch wenn gar keiner telefoniert, gleich automatisch mitgeliefert. Er sendet zwar nicht ganz so stark wie die "großen Brüder" auf den Hausdächern, dafür ist er aber meist viel, viel näher und damit wirksamer  ...
 

 
Robert Fischer, Klassenleiter und Physiklehrer der 9c

Übrigens:
Wer das Ganze immer noch nicht so recht glauben kann oder will: Auf der folgenden Website ist eine wirklich tolle Zusammenfassung von einem Münchener Mediziner: "Mobilfunk – Fluch oder Segen? Fakten, die heute jeder kennen sollte!"
Von Dr. med. Hans-Christoph Scheiner Fortsetzung - Dr. H.-Ch. Scheiner: Mobilfunk - Fluch oder Segen?
und "Hallo liebe Mobilfunkkritiker: juristischer Widerstand und Klagen vor Gericht lohnen sich !"-ärztliche Stellungnahme aus umweltmedizinischer Sicht von Dr. Scheiner.(.pdf 160 KB)
Wer die gelesen hat, weiß Bescheid ...
 
 
Hier noch ein paar einzelne Bilder zur Ergänzung bzw. Vertiefung: